Die letzten Monate

 Pfeiloben 

© Karl-Heinz Vanheiden 

Letzte Korrektur Februar 2007

Die Ereignisse umfassen den Zeitraum von Januar bis März 30 n.Chr.

Nur eine Tür
Lukas 13,22-30

Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch Städte und Dörfer und lehrte überall. Einmal sagte jemand zu ihm: "Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?" Er erwiderte: "Die Tür ist eng. Setzt alles dran, hineinzukommen! Denn ich sage euch: Viele werden es versuchen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Haustür abgeschlossen hat, werdet ihr draußen stehen, klopfen und bitten: 'Herr, mach uns auf!' Doch er wird euch antworten: 'Ich kenne euch nicht und weiß auch nicht wo ihr her seid!' Dann werdet ihr sagen: 'Aber wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, und auf unseren Straßen hast du gelehrt.' Doch er wird antworten: 'Ich kenne euch nicht und weiß auch nicht, wo ihr her seid! Macht euch fort, ihr Schufte!' Wenn ihr dann sehen werdet, dass Abraham, Isaak und Jakob zusammen mit allen Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber draußen, dann wird das große Weinen und Zähneknirschen anfangen. Doch dann werden Menschen aus allen Himmelsrichtungen kommen und ihre Plätze im Reich Gottes einnehmen. Und denkt daran: Es gibt Letzte, die werden Erste sein und Erste, die werden Letzte sein."

Ein königlicher Fuchs
Lukas 13,31-35

Da kamen einige Pharisäer zu Jesus und warnten ihn: "Verlass die Gegend!", sagten sie. "Herodes Antipas will dich töten!" Jesus erwiderte: "Geht und sagt diesem Fuchs: Heute treibe ich Dämonen aus und morgen heile ich Kranke und am dritten Tag bin ich am Ziel. Ja, heute und morgen und auch am folgenden Tag noch muss ich meinen Weg gehen. Denn es kann ja nicht sein, dass ein Prophet außerhalb von Jerusalem umkommt.

Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die, die Gott dir schickt. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel bringt. Aber ihr habt nicht gewollt. Seht, euer Haus wird verlassen sein! Und ich sage euch: Ihr werdet mich erst wiedersehen, wenn ihr rufen werdet: 'Gepriesen sei er, der kommt im Namen des Herrn!'"

Beim Oberpharisäer zu Gast
Lukas 14,1-24

An einem Sabbat ging Jesus zum Essen in das Haus eines führenden Pharisäers. Er wurde aufmerksam beobachtet. Da stand auf einmal ein Mann vor ihm, der an Wassersucht(c) litt. Jesus fragte die anwesenden Gesetzeslehrer und Pharisäer: "Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?" Als sie ihm keine Antwort gaben, berührte er den Kranken, heilte ihn und ließ ihn gehen. Dann sagte er zu den Anwesenden: "Wenn einem von euch der eigene Sohn in den Brunnen stürzt oder auch nur ein Rind, zieht er sie dann nicht sofort wieder heraus, auch wenn Sabbat ist?" Sie konnten ihm nichts darauf antworten.

(c) Abnorme, krankhafte Ansammlung von Flüssigkeit im Körper.

Als er bemerkte, wie die Eingeladenen sich die Ehrenplätze aussuchten, machte er sie mit einem Vergleich auf ihr Verhalten aufmerksam. "Wenn du von jemand zur Hochzeit eingeladen wirst, dann besetze nicht gleich den Ehrenplatz. Es könnte ja sein, dass noch jemand eingeladen ist, der angesehener ist als du. Der Gastgeber, der euch beide eingeladen hat, müsste dann kommen und dir sagen: 'Mach ihm bitte Platz!' Dann müsstest du beschämt ganz nach unten rücken. Nimm lieber von vornherein den letzten Platz ein. Wenn dann der Gastgeber kommt und zu dir sagt: 'Mein Freund, nimm doch weiter oben Platz!', wirst du vor allen Gästen geehrt sein. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden."

Dann wandte er sich an seinen Gastgeber: "Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, dann lade nicht deine Freunde, deine Brüder oder deine Verwandten ein, auch nicht deine reichen Nachbarn. Denn sie würden dich wieder einladen und das wäre dann deine Belohnung. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Behinderte, Gelähmte und Blinde ein! Dann wirst du dich freuen können, weil sie nichts haben, um sich zu revanchieren. Gott aber wird es dir bei der Auferstehung der Gerechten vergelten."

Da sagte einer von den anderen Gästen zu Jesus: "Was für ein Glück muss es sein, im Reich Gottes zum Essen eingeladen zu werden!" Ihm antwortete Jesus folgendermaßen: "Ein Mann plante ein großes Festessen für den Abend und lud viele dazu ein. Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Sklaven und ließ den Eingeladenen sagen: 'Kommt, es ist alles bereit!' Doch jetzt begann sich einer nach dem anderen zu entschuldigen. Der Erste erklärte: 'Ich habe einen Acker gekauft, den ich mir unbedingt ansehen muss. Bitte entschuldige mich.' Ein anderer sagte: 'Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft, die ich gleich prüfen muss. Bitte entschuldige mich.' Und ein Dritter sagte: 'Ich habe gerade erst geheiratet, darum kann ich nicht kommen.' Als der Sklave zurückkam und das seinem Herrn berichtete, wurde dieser zornig. Er befahl ihm: 'Lauf schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hole die Armen, die Behinderten, die Blinden und die Gelähmten herein!' Bald meldete der Sklave: 'Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast, aber es ist noch Platz für weitere Gäste.' Da befahl ihm der Herr: 'Geh schnell auf die Landstraßen und an die Zäune und dränge alle, die du dort findest, hereinzukommen, damit mein Haus voll wird. Denn das eine sage ich euch: Keiner von denen, die ich zuerst eingeladen hatte, wird an meinen Tisch kommen!'"

Wer wirklich etwas taugt
Lukas 14,25-35

Als Jesus weiterzog, begleiteten ihn viele Menschen. Er drehte sich zu ihnen um und sagte: "Wenn jemand zu mir kommen will, muss ich ihm wichtiger sein als sein eigener Vater, seine Mutter, seine Frau, seine Kinder, seine Geschwister und selbst sein eigenes Leben; sonst kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein.

Wenn jemand von euch ein hohes Haus bauen will, muss er sich doch vorher hinsetzen und die Kosten überschlagen, um zu sehen, ob sein Geld dafür reicht. Sonst hat er vielleicht das Fundament gelegt, kann aber nicht weiterbauen. Und alle, die das sehen, fangen an zu spotten. 'Das ist der', sagen sie, 'der ein hohes Haus bauen wollte und es nicht weiter gebracht hat.'

Oder stellt euch einen König vor, der gegen einen anderen König Krieg führen muss. Wird er sich nicht vorher hinsetzen und überlegen, ob er mit zehntausend Mann stark genug ist, sich seinem Gegner zu stellen, der mit zwanzigtausend Mann anrückt? Wenn nicht, wird er, solange der andere noch weit weg ist, eine Gesandtschaft schicken und Friedensbedingungen aushandeln.

Darum kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht bereit ist, auf alles zu verzichten, was er hat. Salz ist etwas Gutes. Wenn es aber seinen Geschmack verliert, womit soll man es wieder salzig machen? Es ist nicht einmal mehr als Dünger für den Acker tauglich. Man kann es nur noch wegschütten.

Wer Ohren hat und hören kann, der hör zu!"

Wiederfinden macht Freude
Lukas 15,1-32

Immer wieder hielten sich auch Zolleinnehmer und andere Leute mit schlechtem Ruf in der Nähe von Jesus auf; auch sie wollten ihn hören. Die Pharisäer und die Gesetzeslehrer waren darüber empört. "Der nimmt Sünder auf", sagten sie, "und isst sogar mit ihnen!" Da erzählte Jesus ihnen folgendes Gleichnis:

"Wenn jemand von euch hundert Schafe hat und eins davon sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe weitergrasen und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, trägt er es voller Freude auf seinen Schultern nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: 'Freut euch mit mir! Ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!' Ich sage euch: Im Himmel wird man sich genauso freuen. Die Freude über einen Sünder, der seine Einstellung geändert hat, ist größer als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben, umzukehren.

Oder wenn eine Frau zehn Drachmen(a) hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze findet? Und wenn sie sie dann gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt zu ihnen: 'Freut euch mit mir! Ich hab die verlorene Drachme wiedergefunden!' Ich sage euch: Genauso freuen sich die Engel Gottes über einen Sünder, der seine Einstellung geändert hat."

(a) Griechische Silbermünze vom gleichen Wert wie der römische Denar.

Jesus fuhr fort: "Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere sagte zu seinem Vater: 'Ich möchte schon jetzt den Teil der Erbschaft haben, der mir zusteht.' Da teilte der Vater seinen Besitz unter seine Söhne auf.(b) Wenige Tage später hatte der jüngere seinen ganzen Anteil zu Geld gemacht und reiste in ein fernes Land. Dort lebte er in Saus und Braus und vergeudete sein ganzes Vermögen. Als er alles ausgegeben hatte, brach in jenem Land eine große Hungersnot aus und es ging ihm schlecht. Da ging er zu einem Bürger jenes Landes und drängte sich ihm auf. Der schickte ihn zum Schweinehüten aufs Feld. Gern hätte er seinen Hunger mit den Schoten(c) für die Schweine gestillt. Aber er bekam nichts davon. Jetzt kam er zur Besinnung. 'Alle Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen', sagte er sich, 'aber ich komme hier vor Hunger um. Ich werde zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel versündigt und auch gegen dich. Ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden. Mach mich doch zu einem deiner Tagelöhner!' So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater. Er war noch weit entfernt, als der Vater ihn kommen sah. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 'Vater', sagte der Sohn, 'ich habe mich gegen den Himmel versündigt und auch gegen dich; ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden.' Doch der Vater befahl seinen Sklaven: 'Bringt schnell das beste Gewand heraus und zieht es ihm an! Steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt ihm ein Paar Sandalen! Holt das Mastkalb und schlachtet es! Wir wollen ein Fest feiern und uns freuen. Denn mein Sohn hier war tot und ist ins Leben zurückgekehrt. Er war verloren und ist wiedergefunden worden.' Dann begannen sie zu feiern.

(b) Bei zwei Söhnen bekam der ältere Sohn normalerweise zwei Drittel, der jüngere ein Drittel des Erbes.
(c) Die Früchte des Johannesbrotbaums wurden wohl auch von armen Menschen verzehrt.

Der ältere Sohn war noch auf dem Feld. Als er zurückkam hörte er schon von weitem Musik und Reigentanz. Er rief einen Sklaven her und erkundigte sich, was das sei. 'Dein Bruder ist zurückgekommen', sagte dieser, 'und dein Vater hat das gemästete Kalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederhat.' Da wurde der ältere Sohn zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater kam heraus und redete ihm zu. Doch er hielt seinem Vater vor: 'So viele Jahre habe ich wie ein Sklave für dich geschuftet und mich nie deinen Anordnungen widersetzt. Aber mir hast du nie auch nur einen Ziegenbock gegeben, dass ich mit meinen Freunden hätte feiern können. Und nun kommt der da zurück, dein Sohn, der dein Geld mit Huren durchgebracht hat, und du schlachtest ihm gleich das Mastkalb!' 'Aber Kind', sagte der Vater zu ihm, 'du bist doch immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir! Jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen! Denn dein Bruder war tot und ist ins Leben zurückgekommen, er war verloren und ist nun wiedergefunden.'"

Unehrlich, aber klug
Lukas 16,1-13

Dann wandte sich Jesus seinen Jüngern zu: "Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Der wurde bei ihm angeklagt, er würde sein Vermögen veruntreuen. Sein Herr stellte ihn zur Rede: 'Was muss ich von dir hören? Leg die Abrechnung über deine Arbeit vor! Du wirst nicht länger mein Verwalter sein.' Der Verwalter sagte sich: 'Was soll ich machen, wenn mein Herr mir die Verwaltung abnimmt? Für schwere Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich. Doch! Jetzt weiß ich, was ich tun muss, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich entlassen werde.' Er rief nacheinander alle zu sich, die bei seinem Herrn Schulden hatten. 'Wie viel schuldest du meinem Herrn?', fragte er den Ersten. 'Hundert Fass(a) Olivenöl', sagte dieser. 'Hier ist dein Schuldschein', sagte der Verwalter, 'setzt dich hin und schreib fünfzig!' Dann fragte er den Nächsten: 'Und du, wie viel Schulden hast du?' 'Fünfhundert Sack(b) Weizen', antwortete der. 'Hier ist dein Schuldschein', sagte der Verwalter, 'setzt dich hin und schreib vierhundert(c)!'"

(a) Wörtlich: Hundert Bat, das sind etwa 3600 Liter, eine Ölmenge, die aus der Frucht von 450 Ölbäumen gewonnen werden konnte.
(b) Wörtlich: Hundert Kor. Das Trockenhohlmaß fasste etwa 10 Bat, das sind 360 Liter bzw. 275 Kilogramm Weizen. 100 Kor entspricht also 27,5 Tonnen Weizen.
(c) Wörtlich: achtzig. Das bezieht sich auf die Einheit "Kor".

Der Herr Jesus lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. "Denn", sagte er, "die Menschen dieser Welt sind klüger im Umgang miteinander als die Menschen des Lichts. Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem Mammon(d), an dem so viel Unrecht hängt, damit man euch dann, wenn er zu Ende geht, in die ewigen Wohnungen aufnimmt. Wer in den kleinen Dingen treu ist, ist auch in großen treu; und wer in den kleinsten Dingen unzuverlässig ist, ist es auch in den großen. Wenn ihr also im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer soll euch dann die wahren Güter anvertrauen? Und wenn ihr mit fremdem Eigentum nicht treu seid, wer soll euch dann das anvertrauen, was euch gehören soll? Kein Haussklave kann gleichzeitig zwei Herren unterworfen sein. Entweder wird er den einen bevorzugen und den anderen vernachlässigen oder dem einen treu sein und den anderen hintergehen. Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen."

(d) Aramäischer Begriff für Besitz oder Vermögen.

Was danach kommt
Lukas 16,14-31

Das alles hatten auch die Pharisäer mitgehört, die sehr an ihrem Geld hingen, und sie machten sich über ihn lustig. Da sagte er zu ihnen: "Ihr wollt den Leuten weismachen, dass ihr die Gerechten seid! Aber Gott kennt eure Herzen. Was bei den Menschen Eindruck macht, ist Gott ein Gräuel."

"Bis Johannes der Täufer zu predigen begann, hattet ihr nur Mose und die Propheten. Seitdem wird die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt und die Menschen drängen sich mit Gewalt hinein. Doch eher vergehen Himmel und Erde, als dass auch nur ein Strichlein vom Gesetz hinfällig wird. Zum Beispiel begeht jeder, der sich von seiner Frau scheiden lässt und eine andere heiratet, Ehebruch. Und wer eine geschiedene Frau heiratet, begeht Ehebruch.

Da war ein reicher Mann, der teure Kleidung trug und jeden Tag im Luxus lebte. Vor dem Tor seines Hauses lag ein Armer namens Lazarus. Sein Körper war voller Geschwüre. Gern hätte er seinen Hunger mit den Küchenabfällen gestillt, doch nur die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren. Der Arme starb und wurde von den Engeln zu Abraham gebracht. Er erhielt dort den Ehrenplatz an seiner Seite. Auch der Reiche starb und wurde begraben. Als er im Totenreich wieder zu sich kam und Qualen litt, sah er in weiter Ferne Abraham und Lazarus an seiner Seite. Da rief er: 'Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir! Schick mir doch Lazarus! Lass ihn seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge kühlen, denn ich werde in der Glut dieser Flammen sehr gequält.' Doch Abraham erwiderte: 'Mein Kind, denk daran, dass du schon in deinem Leben alles Gute bekommen hast, Lazarus aber nur das Schlechte. Jetzt wird er dafür hier getröstet und du hast zu leiden. Außerdem liegt zwischen uns und euch ein tiefer Abgrund, so dass niemand von uns zu euch hinüber kommen kann, selbst wenn er es wollte; und auch von euch kann niemand zu uns herüberkommen.' 'Vater Abraham', bat der Reiche, 'dann schick ihn doch wenigstens in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen.' Doch Abraham sagte: 'Sie haben die Weisung von Mose und den Propheten, auf die sollen sie hören.' 'Nein, Vater Abraham', wandte er ein, 'es müsste einer von den Toten zu ihnen kommen, dann würden sie ihre Einstellung ändern.' Darauf sagte Abraham zu ihm: 'Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.'"

Was Jüngern alles klar sein sollte
Lukas 17,1-10

Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Es wird immer Verführungen geben, doch wehe dem, der daran Schuld ist. Für den wäre es besser, er würde mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen, als dass er einen dieser Geringgeachteten hier zu Fall bringt. Seht euch also vor!

Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er Reue zeigt, vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir schuldig wird und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: 'Es tut mir leid!', sollst du ihm vergeben!"

Die Apostel baten den Herrn: "Stärke unseren Glauben!" Da sagte der Herr: "Wenn euer Vertrauen nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum hier sagen: 'Zieh deine Wurzeln aus der Erde und pflanze dich ins Meer!' Er würde euch gehorchen."

"Wenn einer von euch einen Sklaven hat und dieser vom Pflügen oder Schafehüten zurückkommt, wird er ihm vielleicht sagen: 'Komm gleich zum Essen!'? Vielmehr wird er zu ihm sagen: 'Mach das Abendessen fertig, binde dir eine Schürze um und bediene mich am Tisch! Wenn ich fertig bin, kannst du auch essen und trinken!' Und bedankt er sich vielleicht bei seinem Sklaven, dass er das Befohlene getan hat? So soll es auch bei euch sein. Wenn ihr alles getan habt, was euch aufgetragen war, dann sagt: 'Wir sind Sklaven, weiter nichts. Wir haben nur unsere Pflicht getan.'"

Dafür muss er sterben!
Johannes 11,1-54

Nun wurde ein Mann in Betanien krank. Er hieß Lazarus. Betanien war das Dorf, in dem auch Maria und ihre Schwester Marta wohnten. Maria war die Frau, die dem Herrn das kostbare Salböl über die Füße gegossen und mit ihren Haaren abgetrocknet hatte. Lazarus war ihr Bruder. Da schickten die Schwestern eine Botschaft zu Jesus und ließen ihm sagen: "Herr, der, den du lieb hast, ist krank!"

Als Jesus das hörte, sagte er: "Am Ende dieser Krankheit steht nicht der Tod, sondern die Verherrlichung Gottes. Der Sohn Gottes soll durch sie verherrlicht werden." Jesus liebte Marta und ihre Schwester und den Lazarus. Als er nun hörte, dass Lazarus krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war. Erst dann sagte er zu seinen Jüngern: "Wir gehen wieder nach Judäa zurück!" - "Rabbi", wandten die Jünger ein, "eben noch haben die Juden dort versucht, dich zu steinigen. Und jetzt willst du wieder dahin?" Jesus entgegnete: "Ist es am Tag nicht zwölf Stunden hell? Solange es hell ist, kann ein Mensch sicher seinen Weg gehen, ohne anzustoßen, weil er das Tageslicht hat. Wer aber in der Nacht unterwegs ist, stolpert, weil er kein Licht bei sich hat." Dann sagte er zu seinen Jüngern: "Unser Freund Lazarus ist eingeschlafen. Aber ich gehe jetzt hin, um ihn aufzuwecken." - "Herr, wenn er schläft, wird er gesund werden", sagten die Jünger. Sie dachten, er rede vom natürlichen Schlaf. Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen. Da sagte er es ihnen ganz offen: "Lazarus ist gestorben. Und wegen euch bin ich froh, dass ich nicht dort war, damit ihr glauben lernt. Aber kommt, lasst uns zu ihm gehen!" Thomas, den man auch Zwilling nannte, sagte zu den anderen Jüngern: "Ja, lasst uns mitgehen, und mit ihm sterben!"

Als Jesus ankam, erfuhr er, dass Lazarus schon vier Tage in der Grabhöhle lag. Betanien war nur drei Kilometer(a) von Jerusalem entfernt und viele Leute aus der Stadt waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus auf dem Weg zu ihnen war, lief sie ihm entgegen. Maria blieb im Haus. "Herr", sagte Marta zu Jesus, "wenn du hier gewesen wärst, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber ich weiß, dass Gott dir auch jetzt keine Bitte abschlagen wird." - "Dein Bruder wird auferstehen!", sagte Jesus zu ihr. "Ich weiß, dass er auferstehen wird", entgegnete Marta, "bei der Auferstehung an jenem letzten Tag." Da sagte Jesus: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?" - "Ja, Herr!", antwortete sie, "ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll."

(a) Wörtlich: fünfzehn Stadien. siehe Fußnote zu Johannes 6,19.

Danach ging sie weg, um ihre Schwester Maria zu holen. "Der Rabbi ist da!", sagte sie unbemerkt zu ihr. "Er will dich sehen!" Da stand Maria sofort auf und lief ihm entgegen. Jesus war noch nicht ins Dorf hineingekommen. Er war immer noch an der Stelle, wo Marta ihn getroffen hatte. Die Juden, die bei Maria im Haus gewesen waren, um sie zu trösten, sahen wie sie plötzlich aufstand und hinausging. Sie dachten, sie wolle zur Gruft gehen, um dort zu weinen, und folgten ihr.

Als Maria nun an die Stelle kam, wo Jesus war, warf sie sich ihm zu Füßen und sagte: "Herr, wenn du hier gewesen wärst, dann wäre mein Bruder nicht gestorben." Als Jesus die weinende Maria sah und die Leute, die mit ihr gekommen waren, wurde er zornig und war sehr erregt. "Wo habt ihr ihn hingelegt?", fragte er sie. "Komm und sieh selbst", antworteten die Leute. Da brach Jesus in Tränen aus. "Seht einmal, wie lieb er ihn gehabt hat", sagten die Juden. Aber einige von ihnen meinten: "Er hat doch den Blinden geheilt. Hätte er nicht auch Lazarus vor dem Tod bewahren können?" Da wurde Jesus wieder zornig und ging zur Gruft. Das war eine Höhle, deren Eingang mit einem Rollstein verschlossen war. "Wälzt den Stein weg!", sagte Jesus. Doch Marta, die Schwester des Verstorbenen wandte ein: "Herr, der Geruch! Er liegt ja schon vier Tage hier." Jesus erwiderte: "Ich habe dir doch gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du mir vertraust!" Da rollten sie den Stein beiseite. Jesus blickte zum Himmel auf und sagte: "Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich weiß, dass du mich immer erhörst. Aber wegen der Menschenmenge, die hier steht, habe ich es laut gesagt. Sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast." Danach rief er mit lauter Stimme: "Lazarus, komm heraus!" Da kam der Tote heraus, Hände und Füße mit Grabbinden umwickelt und das Gesicht mit einem Schweißtuch zugebunden. "Macht ihn frei und lasst ihn gehen!", sagte Jesus.

Als sie das gesehen hatten, glaubten viele der Juden, die zu Maria gekommen waren, an Jesus. Doch einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und berichteten, was Jesus getan hatte. Da riefen die Hohen Priester und Pharisäer den Hohen Rat zusammen. "Was sollen wir tun?", fragten sie. "Dieser Mensch tut viele Aufsehen erregende Dinge! Wenn wir ihn so weitermachen lassen, werden schließlich noch alle an ihn glauben. Und dann werden die Römer eingreifen. Sie werden unseren Tempel und das ganze Volk vernichten." Einer von ihnen, Kajafas, der in jenem Jahr der amtierende Hohepriester war, sagte: "Ihr begreift aber auch gar nichts! Versteht ihr denn nicht, dass es viel besser für uns ist, wenn einer für alle stirbt und nicht das ganze Volk umkommt?" Er hatte das nicht von sich aus gesagt, sondern in seiner Eigenschaft als Hoherpriester die Weissagung ausgesprochen, dass Jesus für diese Nation sterben sollte. Jesus starb allerdings nicht nur für das jüdische Volk, sondern auch, um die in aller Welt verstreuten Kinder Gottes zu einem Volk zusammenzuführen. Von diesem Tag an waren sie fest entschlossen, ihn zu töten.

Verachtet, aber fromm
Lukas 17,11-19

Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Kurz vor einem Dorf kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in einiger Entfernung stehen und riefen: "Jesus, Herr, hab Erbarmen mit uns!" Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: "Geht zu den Priestern und stellt euch ihnen vor!" Auf dem Weg dorthin wurden sie gesund. Einer aus der Gruppe kam zurück, als er es merkte, und lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor Jesus nieder und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus sagte: "Sind denn nicht alle zehn geheilt worden? Wo sind die anderen neun? Ist es keinem in den Sinn gekommen, Gott die Ehre zu erweisen, als nur diesem Fremden hier?" Dann sagte er zu dem Mann: "Steh auf und geh nach Hause! Dein Glaube hat dich gerettet."

Ein kosmisches Ereignis
Lukas 17,20-37

Einige Pharisäer fragten Jesus, wann das Reich Gottes komme. Er antwortete: "Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen kann. Man wird auch nicht sagen können: 'Seht, hier ist es!', oder: 'Seht einmal, dort!' Nein, das Reich Gottes ist schon jetzt mitten unter euch."

Dann sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Es wird eine Zeit kommen, wo ihr euch danach sehnt, auch nur einen Tag des Menschensohnes zu erleben, aber es wird euch nicht vergönnt sein. Sie werden zu euch sagen: 'Seht einmal, dort ist er!', oder: 'Seht hier!' Geht dann nicht hin und lauft auch niemand nach! Denn wenn der Menschensohn kommt, wird es wie bei einem Blitz den ganzen Horizont erhellen. Vorher muss er aber noch vieles leiden und von der jetzigen Generation verworfen werden. Und wenn der Menschensohn kommt, wird es so wie in Noahs Zeit sein. Die Menschen aßen und tranken, heirateten und wurden verheiratet - bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging. Dann kam die Flut und brachte alle um. Und es wird so sein wie in Lots Zeit: Die Menschen aßen und tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten - bis zu dem Tag, an dem Lot Sodom verließ. Da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte alle um. Genauso wird es an dem Tag sein, an dem der Menschensohn für alle sichtbar werden wird. Wer sich dann gerade auf der Dachterrasse seines Hauses aufhält und seine Sachen im Haus hat, soll nicht erst hinuntersteigen, um sie zu holen; und wer auf dem Feld ist, soll nicht erst zurückkehren. Denkt an Lots Frau! Wer sein Eigenleben zu retten versucht, wird es verlieren, wer es aber verliert, wird es bewahren. Ich sage euch: Wenn in jener Nacht zwei in einem Bett liegen, wird der eine angenommen und der andere zurückgelassen. Wenn zwei an derselben Mühle mahlen, wird die eine angenommen und die andere zurückgelassen werden." - "Herr, wo wird das geschehen?", fragten die Jünger. Er erwiderte: "Wo das Aas liegt, da sammeln sich die Geier."

Wer wirklich gerecht ist
Lukas 18,1-14

Durch folgendes Gleichnis machte er ihnen deutlich, dass sie immer beten sollten, ohne sich entmutigen zu lassen: "In einer Stadt lebte ein Richter", sagte er, "der achtete weder Gott noch die Menschen. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und ihn aufforderte, ihr zum Recht gegen jemand zu verhelfen, der ihr Unrecht getan hatte. Lange Zeit wollte der Richter nicht, doch schließlich sagte er sich: 'Ich mache mir zwar nichts aus Gott und was die Menschen denken, ist mir egal, doch diese aufdringliche Witwe wird mir lästig. Ich muss ihr zum Recht verhelfen, sonst wird sie am Ende noch handgreiflich.'"

Der Herr fuhr fort: "Habt ihr gehört, was dieser Richter sagt, dem es ja gar nicht um Gerechtigkeit geht? Sollte Gott da nicht erst recht seinen Auserwählten zu ihrem Recht verhelfen, die Tag und Nacht zu ihm rufen? Wird er sie etwa lange warten lassen? Ich sage euch: Er wird dafür sorgen, dass sie schnell zu ihrem Recht kommen. Aber wird der Menschensohn wohl solch einen Glauben auf der Erde finden, wenn er kommt?"

Dann wandte sich Jesus einigen Leuten zu, die voller Selbstvertrauen meinten, in Gottes Augen gerecht zu sein und deshalb für die anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: "Zwei Männer, ein Pharisäer und ein Zolleinnehmer, gingen zum Gebet in den Tempel. Der Pharisäer stellte sich hin und betete für sich: 'Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen, all diese Räuber, Betrüger, Ehebrecher, oder wie dieser Zolleinnehmer dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von all meinen Einkünften.' Der Zolleinnehmer jedoch blieb weit entfernt stehen und wagte nicht einmal zum Himmel aufzublicken. Er schlug sich an die Brust und sagte: 'Gott, sei mir gnädig. Ich bin ein Sünder.' Ich sage euch: Dieser Mann wurde von Gott als gerecht angesehen, der andere nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird von Gott erniedrigt werden und wer sich selbst erniedrigt, wird von Gott erhöht werden."

Scheidungsgründe
Matthäus 19,1-12; Markus 10,1-12

Als Jesus diese Rede beendet hatte, zog er weiter. Er verließ Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa und das Ostjordanland. Wieder kamen die Menschen in Scharen zu ihm. Er unterrichtete sie nach seiner Gewohnheit und heilte sie. Dann kamen einige Pharisäer und wollten ihm eine Falle stellen. Sie fragten: "Darf ein Mann aus jedem beliebigen Grund seine Frau aus der Ehe entlassen?" - "Was hat Mose über die Scheidung gesagt?", fragte Jesus zurück."Er hat sie erlaubt", erwiderten sie, "wenn man der Frau eine Scheidungsurkunde ausstellt."

"Habt ihr nie gelesen", erwiderte Jesus, "dass Gott die Menschen von Anfang an als Mann und Frau geschaffen hat? Und dass er dann sagte: 'Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden eine Einheit sein.'? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eine Einheit. Und was Gott zusammengefügt hat, sollen Menschen nicht scheiden!" - "Warum hat Mose dann aber gesagt", entgegneten sie, "dass man der Frau eine Scheidungsurkunde ausstellen soll, bevor man sie wegschickt?" Jesus erwiderte: "Nur, weil ihr so harte Herzen habt, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen wegzuschicken. Am Anfang war es jedoch nicht so."

Im Haus wollten die Jünger dann noch mehr darüber wissen. Jesus sagte ihnen: "Wer sich von seiner Frau trennt und eine andere heiratet - es sei denn, sie wäre ihm untreu geworden -, begeht Ehebruch gegenüber seiner ersten Frau. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie sich von ihrem Mann trennt und einen anderen heiratet."

Da sagten die Jünger: "Dann wäre es ja besser, gar nicht zu heiraten!" Jesus erwiderte: "Das ist etwas, was nicht alle fassen können, sondern nur die, denen es von Gott gegeben ist. Manche sind nämlich von Geburt an unfähig zur Ehe, andere sind es durch einen späteren Eingriff geworden, und wieder andere verzichten von sich aus auf die Ehe, weil sie ganz für das Reich, das vom Himmel regiert wird, da sein wollen. Wer es fassen kann, der fasse es!"

Kinder im Reich Gottes
Matthäus 19,13-15; Markus 10,13-16; Lukas 18,15-17

Eines Tages wollten einige Leute Kinder zu Jesus bringen, damit er ihnen die Hände auflege und für sie bete. Doch die Jünger fuhren die Leute an und wiesen sie unfreundlich ab. Als Jesus das sah, sagte er den Jüngern ärgerlich: "Lasst doch die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran! Gottes Reich ist ja gerade für solche wie sie bestimmt. Ich versichere euch: Wer sich Gottes Reich nicht wie ein Kind schenken lässt, wird nie hineinkommen." Dann nahm er die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.

Erste werden Letzte
Matthäus 19,16-20,16; Markus 10,17-31; Lukas 18,18-30

Als Jesus sich gerade wieder auf den Weg machte, kam ein angesehener Mann angelaufen, warf sich vor ihm auf die Knie und fragte: "Guter Rabbi, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu bekommen?" - "Was nennst du mich gut?", entgegnete Jesus. "Gut ist nur Gott, sonst niemand! Was fragst du mich nach dem Guten? Doch wenn du das Leben bekommen willst, dann halte die Gebote!" - "Welche denn?", fragte der Mann. Jesus antwortete: "Du sollst nicht morden, nicht die Ehe brechen, nicht stehlen, du sollst keine Falschaussagen machen. Ehre deinen Vater und deine Mutter und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" - "Rabbi", erwiderte der Mann, "das alles habe ich von Jugend an befolgt." Jesus sah ihn voller Liebe an. "Eins fehlt dir", sagte er, "wenn du vollkommen sein willst, geh und verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen - du wirst dann einen Schatz im Himmel haben - und komm, folge mir nach!" Der Mann war entsetzt, als er das hörte, und ging traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen.

Als Jesus ihn so traurig sah, sagte er: "Wie schwer ist es doch für Wohlhabende, in Gottes Reich zu kommen!" Die Jünger waren bestürzt. Aber Jesus wiederholte: "Kinder, wie schwer ist es, in das Reich hineinzukommen, das vom Himmel regiert wird! Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in Gottes Reich." Als die Jünger das hörten, gerieten sie völlig außer sich und fragten einander: "Wer kann dann überhaupt gerettet werden?" Jesus blickte sie an und sagte: "Für Menschen ist das unmöglich, nicht aber für Gott. Für Gott ist alles möglich."

Da sagte Petrus: "Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir gefolgt. Was werden wir dafür bekommen?" - "Ich versichere euch", erwiderte Jesus, "wenn der Menschensohn in der kommenden Welt auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, werdet auch ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen, um die zwölf Stämme Israels zu richten. Und jeder, der wegen mir oder wegen der guten Botschaft Haus, Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, bekommt es hundertfach zurück - wenn auch unter Verfolgungen - und wird in der kommenden Welt das ewige Leben erhalten. Aber viele, die jetzt die Großen sind, werden dann die Geringsten sein und die jetzt die Letzten sind, werden dann die Ersten sein."

"Denn mit dem Reich, das vom Himmel regiert wird, ist es wie mit einem Gutsherrn, der sich früh am Morgen aufmachte, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Er einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn von einem Denar und schickte sie in seinen Weinberg. Als er gegen neun Uhr noch einmal auf den Marktplatz ging, sah er dort noch andere arbeitslos herumstehen. 'Ihr könnt in meinem Weinberg arbeiten', sagte er zu ihnen, 'ich werde euch dafür geben, was recht ist.' Da gingen sie an die Arbeit. Genauso machte er es um die Mittagszeit und gegen drei Uhr nachmittags. Als er gegen fünf Uhr das letzte Mal hinausging, fand er immer noch einige herumstehen. 'Warum tut ihr den ganzen Tag nichts?', fragte er sie. 'Weil uns niemand eingestellt hat', gaben sie zur Antwort. 'Ihr könnt auch noch in meinem Weinberg arbeiten!', sagte der Gutsherr. Am Abend sagte er dann zu seinem Verwalter: 'Ruf die Arbeiter zusammen und zahle ihnen den Lohn aus. Fang bei denen an, die zuletzt gekommen sind und hör bei den Ersten auf.' Die Männer, die erst gegen fünf Uhr angefangen hatten, bekamen je einen Denar. Als nun die ersten an der Reihe waren, dachten sie, sie würden mehr erhalten. Aber auch sie bekamen je einen Denar. Da murrten sie und beschwerten sich beim Gutsherrn. 'Diese da, die zuletzt gekommen sind', sagten sie, 'haben nur eine Stunde gearbeitet und du behandelst sie genauso wie uns. Dabei haben wir den ganzen Tag über geschuftet und die Hitze ertragen.' Da sagte der Gutsherr zu einem von ihnen: 'Mein Freund, ich tue dir kein Unrecht. Hatten wir uns nicht auf einen Denar geeinigt? Nimm dein Geld und geh! Ich will nun einmal dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. Darf ich denn mit meinem Geld nicht machen, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?' - So wird es kommen, dass die Letzten die Ersten sind und die Ersten die Letzten."

Angst bei den Jüngern
Matthäus 20,17-19; Markus 10,32-34; Lukas 18,31-34

Als sie auf dem Weg nach Jerusalem hinauf waren, ging Jesus voran. Die Leute wunderten sich über ihn, aber die Jünger hatten Angst. Da nahm er die Zwölf noch einmal beiseite und machte ihnen klar, was mit ihm geschehen werde: "Passt auf, wenn wir jetzt nach Jerusalem kommen, wird der Menschensohn an die Hohen Priester und die Gesetzeslehrer ausgeliefert. Die werden ihn zum Tod verurteilen und den Fremden übergeben, die Gott nicht kennen. Diese werden ihren Spott mit ihm treiben, ihn demütigen, anspucken, auspeitschen und töten. Doch drei Tage später wird er vom Tod auferstehen." Die Jünger verstanden kein Wort. Der Sinn des Gesagten blieb ihnen verborgen; sie verstanden einfach nicht, was damit gemeint war.

Herrschen oder dienen?
Matthäus 20,20-28; Markus 10,35-45

Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne von Zebedäus, mit ihrer Mutter an Jesus heran und sagten: "Rabbi, wir wollen, dass du uns eine Bitte erfüllst." - "Was wollt ihr?", fragte er. "Was soll ich für euch tun?" Ihre Mutter hatte sich vor Jesus niedergeworfen und antwortete: "Erlaube doch, dass meine beiden Söhne in der Herrlichkeit deines Reiches links und rechts neben dir sitzen!" Doch Jesus erwiderte: "Ihr wisst nicht, was ihr da verlangt! Könnt ihr den bitteren Becher austrinken, den ich trinken werde, und die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?" - "Ja, das können wir", erklärten sie. Jesus erwiderte: "Den Becher, den ich trinken muss, werdet ihr zwar auch trinken und die Taufe, die mir bevorsteht, werdet ihr auch empfangen, doch ich kann nicht bestimmen, wer auf den Plätzen links und rechts von mir sitzen wird. Dort werden die sitzen, die mein Vater, dafür vorgesehen hat."

Die anderen zehn hatten das Gespräch mit angehört und ärgerten sich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: "Ihr wisst, wie die Herrscher sich als Herren aufspielen und die Großen ihre Macht missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein. Wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave von allen sein. Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben."

Von Blindheit und Geldliebe geheilt
Matthäus 20,29-34; Markus 10,46-52; Lukas 18,35-19,10

So erreichten sie Alt-Jericho(a). Als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge die Stadt wieder verließ, saßen da zwei blinder Bettler am Weg. Einer von ihnen war Bartimäus, der Sohn von Timäus. Sie hörten eine große Menschenmenge vorbeiziehen und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe. "Jesus von Nazaret kommt vorbei", erklärte man ihnen. Da riefen sie laut: "Herr, Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns!" Viele ärgerten sich darüber und fuhren sie an, still zu sein. Doch sie schrien nur umso lauter: "Herr, Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns!" Jesus blieb stehen und sagte: "Ruft sie her!" Da liefen einige zu den Blinden und sagten: "Nur Mut! Kommt, er ruft euch!" Da warfen sie ihre Umhänge ab, sprangen auf und kamen zu Jesus. "Was möchtet ihr von mir?", fragte er sie. "Herr, Rabbuni(b)", sagten die Blinden, "wir möchten sehen können!" Da hatte Jesus Mitleid mit ihnen und berührte ihre Augen. "Ihr sollst wieder sehen können", sagte Jesus. "Geht nur! Euer Glaube hat euch geheilt!" Im gleichen Augenblick konnten sie sehen, folgten Jesus auf dem Weg und priesen Gott.

(a) Die Palmenstadt Jericho liegt 10 km nördlich des Toten Meeres und 8 km westlich des Jordan, eine Oase in öder Landschaft. Sie ist mit 259 Meter unter dem Meeresspiegel die tiefstgelegene Stadt der Welt und etwa 25 km von Jerusalem (750 Meter ü. NN) entfernt.
(b) Ehrenvolle Anrede für hervorragende Gesetzeslehrer.

Auch die ganze Menge, die dabei war, pries Gott. So kam Jesus nach Neu-Jericho(c) und zog mitten durch die Stadt. Dort gab es einen reichen Mann namens Zachäus. Er war der oberste Zolleinnehmer und wollte unbedingt sehen, wer Jesus war. Aber es gelang ihm nicht, weil er klein war und die vielen Leute ihm die Sicht versperrten. Da lief er voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum. Er hoffte, ihn dann sehen zu können, denn Jesus sollte dort vorbei kommen. Als Jesus an die Stelle kam, blickte er hoch und sah ihn an und rief: "Zachäus, komm schnell herunter! Ich muss heute noch zu dir kommen!" Schnell stieg Zachäus vom Baum herunter und nahm Jesus voller Freude bei sich auf. Die Leute waren empört, als sie das sahen. "Bei einem ausgemachten Sünder ist er eingekehrt!", murrten sie. Zachäus aber trat vor den Herrn und sagte: "Herr, die Hälfte meines Vermögens werde ich den Armen geben und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, werde ich es ihm vierfach zurückerstatten." Da sagte Jesus zu ihm: "Heute hat dieses Haus Rettung erfahren." Und dann fügte er hinzu: "Er ist doch auch ein Sohn Abrahams. Der Menschensohn ist ja gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist."

(c) Zwei Kilometer südlich des alten Jericho hatte Herodes neben einem Lustschloss, Theater, Amphitheater und Hippodrom eine neue Stadt gleichen Namens gebaut.

Abrechnung
Lukas 19,11-28

Weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, meinten die Leute, die ihm zuhörten, dass das Reich Gottes nun anbrechen würde. Deshalb fügte Jesus noch folgendes Gleichnis an: "Ein Mann aus fürstlichem Haus wollte in ein fernes Land reisen, um sich dort zum König über sein eigenes Land krönen zu lassen. Er rief zehn seiner Sklaven zu sich und gab jedem ein Pfund Silbergeld(d). 'Arbeitet damit, bis ich wiederkomme!', sagte er. Aber seine Landsleute hassten ihn. Sie schickten eine Abordnung hinter ihm her und ließen sagen: 'Diesen Mann wollen wir nicht als König über uns haben!' Trotzdem wurde er zum König eingesetzt. Als er zurückkam, ließ er die Sklaven, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen. Er wollte erfahren, welchen Gewinn jeder bei seinen Geschäften erzielt hatte. Der Erste kam und berichtete: 'Herr, dein Pfund hat weitere zehn eingebracht.' Da sagte der König zu ihm: 'Hervorragend, du bist ein guter Mann! Weil du im Kleinsten zuverlässig warst, sollst du Verwalter von zehn Städten werden.' Der Zweite kam und berichtete: 'Herr, dein Pfund hat weitere fünf eingebracht.' Auch ihn lobte der König: 'Du sollst Herr über fünf Städte werden.' Doch der Nächste, der kam, erklärte: 'Herr, hier ist dein Pfund Silberstücke. Ich habe es in einem Tuch aufbewahrt, denn ich hatte Angst vor dir, weil du ein so strenger Mann bist. Du forderst Gewinn, wo du nichts angelegt hast und erntest, wo du nicht gesät hast.' 'Du nichtsnutziger Sklave!', sagte der König. 'Mit deinen eigenen Worten verurteilst du dich. Du wusstest also, dass ich ein strenger Mann bin, dass ich Gewinn fordere, wo ich nichts angelegt, und ernte, wo ich nichts gesät habe? Warum hast du mein Geld dann nicht auf eine Bank gebracht? Dann hätte ich es wenigstens mit Zinsen zurückbekommen.' Dann wandte er sich zu den Herumstehenden: 'Nehmt ihm das Pfund weg', sagte er, 'und gebt es dem, der die zehn Pfund erworben hat!' 'Aber Herr', sagten sie, 'er hat doch schon zehn Pfund!' 'Ja', erwiderte der König, 'aber denen, die einen Gewinn vorweisen können, wird noch mehr gegeben werden, und denen, die nichts gebracht haben, wird selbst das, was sie hatten, weggenommen. Und nun zu meinen Feinden, die mich nicht zum König haben wollten: Holt sie her und bringt sie hier vor mir um!'"

(d) Wörtlich: eine Mine, das ist Silbergeld im Gewicht von etwa 600 Gramm und im Wert von hundert Tagesverdiensten.

Nachdem er das erzählt hatte, setzte Jesus seine Reise nach Jerusalem fort.